Der selbstständige Müller- und Winzermeister hat sich als ehrenamtlicher Stadtbürgermeister ein breites Kreuz in der Kommunalpolitik zugelegt, in der er schon seit 2004 in verschiedenen Positionen aktiv ist. Nun also soll es am 16. Oktober des Jahres hauptamtlich werden. Ein passender Zeitpunkt, um zu kandidieren. Die Erfahrung im Rücken und in der am 1. Mai 2023 beginnenden Amtszeit noch ca. 8 Jahre vor sich bis zur Rente. Genau die Amtsdauer eines VG-Bürgermeisters. Doch das ist inhaltlich ein Kriterium, das nicht zählt. So tickt der Mann nicht.
Pflichtaufgaben widmen.
Augspurger ist schweres, ausdauerndes Arbeiten gewohnt. Auch, wenn er kein „Mensch der Verwaltung“ ist, nimmt er durchaus für sich in Anspruch, sich darin auszukennen. Seit 2004 im Stadtrat für die Freien Wähler folgte eine fünfjährige Amtszeit als Beigeordneter für den Bereich Bauen. Seit der jüngsten Kommunalwahl ist er Stadtchef, sich absprechen, nachhaken, delegieren und entscheiden.
Stichwort. Entscheiden für die Kandidatur. „Ja“, sagt Augspurger mit seiner festen, sonoren und dialektbeschlagenen Stimme. „Das ist lange gereift.“ Aber dann war der Entschluss gefasst, SPD-Mann Hermann Bohrer im Amt zu beerben, der es im Frühjahr nach dann 23,5 Jahren aus gesundheitlichen Gründen abgeben will.
Augspurger hat keine hochfliegenden Pläne, keine Visionen. Für was? Er weiß nur zu gut um das schwache Finanzkorsett der VG BZA, die wohl für den nächsten Haushalt ihre Umlage gegenüber den Ortsgemeinden wird sogar erhöhen müssen.
Er setzt auf die Klassiker, die Pflichtaufgaben Verwaltung, Schulen, die Feuerwehr und den Tourismus. Die Werke weiß er in bewährter Hand des Ersten hauptamtlichen Beigeordneten und Werkleiter Martin Engelhard (ebenfalls FWG).
Verwaltung. Bürgerfreundlicher. Alles auf den Prüfstand.
Das ist ein Stichwort, das bei dem Unternehmer im Gespräch zumeist als erstes beim Werben um seine Person fällt. Aber so wirklich lässt er sich da nicht in die Karten schauen. Grundsätzlich schwebt ihm mehr Bürgerfreundlichkeit vor. Aber über Unfreundlichkeit spricht er nicht. Die Mitarbeiter im Schloss hätten sich „ein bisschen eingeigelt“ - auch sicherlich corona-bedingt, aber dass fast nur noch Termine online gebucht werden müssten sei ihm dann doch zu viel, da komme man telefonisch kaum mehr durch.
Es schlügen da auch zwei Herzen in seiner Brust. Er habe Verständnis für den Wunsch nach mehr Personal. Aber die VG sei umlage-finanziert. Das müssten ja letztlich die Ortsgemeinden bezahlen. Und da wisse er aus eigener Erfahrung als Stadtbürgermeister, wie es sei, wenn Du 90 Prozent deiner Einnahmen an die VG und den Landkreis abgeben und eine neue Kita stemmen musst. Der Stadt beispielsweise drohe eine Schuldenfalle. Unterm Strich wolle er alle Bereiche in der Verwaltung auf den Prüfstand stellen.
Feuerwehr. Und Schulen.
Über die Feuerwehr braucht man bei Hermann Augspurger fast kein zu Wort verlieren. Er selbst war gut 40 Jahre aktiv. Sein Vater Otto, der einst auch im Stadtrat saß, war Wehrleiter. „Du bleibst immer ein Feuerwehrmann.“
Schulen. Auch Pflichtaufgabe. Da sei in jüngster Zeit durch den Rat an Sanierungen, Um- und Erweiterungsbauten einiges auf den Weg gebracht worden.
Tourismus. „Es fehlen 2 Hotels“.
Da hapere es – auch eben an den kaum vorhandenen Mitteln. „Es fehlen 2 Hotels“. Aber wer finanziere in diesen unsicheren Zeiten in der Provinz in einen Hotel? Sehr schwierig. Das mit der Sanierung des Engel, in den das vg-weit organisierte Tourismusbüro einziehen soll, ist aufs Gleis gesetzt, aber dauere eben auch seine Zeit – die Finanzen der Stadt …
Aber auch gehe es da um das zu stärkende Wir-Gefühl. „Wir haben hier mit unserer wunderschönen und innerhalb der VG so vielfältigen Landschaft ganz viel Potenzial. Wir haben den Wald, die Weinberge, den Viehstrich, die Grenzlage ...“
Apropos Wir-Gefühl. Der Hamecker.
Nach alter Väter Sitte wird auch heute noch immer mal wieder frotzelnd von der „gesellschaftlichen Kluft“ zwischen den Hameckern in der Kurstadt und den Bewohnern der Dörfer im Umland gesprochen. Nun ist Augspurger ein waschechter Hamecker. Ein Hindernis? Absolut nein, sagt er. Er sei durch den Betrieb von Kindesbeinen beim Ausfahren von Mehl und Wein mit in die Dörfer rund um die Stadt gekommen, früher fast noch in jedes Haus, erzählt er. Man kennt sich gut und weiß voneinander. „Wir brauchen das Umland, wie das Umland die Stadt braucht“, steht für ihn außer Frage. Auch geklärt.
Der Betrieb? Stadtbürgermeisteramt?
Sollte er gewählt werden, werde er den Betrieb aufgeben. Das bekomme selbst er zeitlich nicht auf die Reihe. „Als VG-Bürgermeister hast Du einen vollen Beruf – mit mehr als 40 Stunden die Woche. Ich kann nicht zwischen zwei Sitzungen auch noch Mehl ausfahren und mal schnell den Weinberg ernten.
Ach ja. Das betrifft auch das derzeitige Ehrenamt als Stadtbürgermeister. Das werde er dann spätestens zum Ende der derzeitigen Legislaturperiode abgeben.
Die Wahl.
Die Wahl für das Amt des Bürgermeisters der VG BZA ist am 16. Oktober. Es haben insgesamt 5 Kandidaten ihren Hut in den Ring geworfen. Da ist eine Stichwahl sehr wahrscheinlich. Dieser Termin wurde auf den 6. November gesetzt. Die eigentliche Amtszeit beginnt dann am 1. Mai 2023.
Die Kandidaten.
Hermann Augspurger für die Freien Wähler, Martin Blankemeyer für die Grünen, Heiko Drieß aus Böllenborn von der FDP, Kathrin Flory aus Klingenmünster von der SPD und Matthias Neufeld aus Steinfeld für die CDU.