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27.07.2021. Isch reeesch misch uff. Impfpflicht?

Von Robert Wilhelm.

D. Denk' ich an Deutschland in der Nacht … Demdeweeche hab isch erschd emol ää Nacht driwwer schloofe misse, bevor isch misch uffreeesch, was die Narrekapp vun Kanzleramtsminister Helge Braun do geschdern verzabbd hod. Impfpflischd. Ah ja.

D. Wer sich nicht impfen lässt bleibt „Teil der Pandemie“ hodd er g'saachd mit soiner Parrersschdimm. Mal eben so Millionen Menschen in diesem Land stigmatisiert. Verdammt. Und die Kanzlerin? Sie schweigt. Schlimm genug. Nun denn. De Kannidat, Laschets ern Armin, awwer nedd. Der schdelld sich em Braun in de Weesch. Viel Schbass bei dem Stehvermögen. Das hat er ja beim Lach-Skandälchen mit zig Entschuldigungen eindrucksvoll unter Beweis gestellt ...

Zurück zu Brauns erm Helge. Wer da in den elfenbeinernen Glaspalästen zu lange politikwandelt, dem gebiert sein Geist schon so manchen Erguss intellektueller Unterirdigkeit.

Mal Klartext.

Seit Menschengedenken sterben Jahr für Jahr tausende Menschen an Grippe. Das war vergangenes und dieses Jahr nicht wirklich anders. Doch das war überlagert vom Thema Corona. Zugegeben, so gibt es Untersuchungen, dass die Corona-Impfungen auch die Grippe etwas eingedämmt haben. Aber: Gibt es eine Impfpflicht gegen Grippe, Herr Braun? War das jemals Thema? Gibt es eine Impfpflicht wegen Masern, Röteln, Scharlach, Kinderlähmung und, und, und? Nein. Nein. Nein.

Rechte, keine Pflichten.

Letzte Frage, Helge. Gibt es eine Wahlpflicht? Nein. Aus gutem Grund nicht, betrachten wir uns die totalitären Systeme in Ost- und Gesamtdeutschland im vergangenen Jahrhundert. Die existierten zum Schaden von Millionen Menschen im Einklang mit dem Instrument der Wahlpflicht.

Dagegen. Jahrelang wurde die zunehmende Wahlmüdigkeit beklagt, die sich siechend in der Bevölkerung ausbreitete. Und in jüngsten Vergangenheit? Im laufenden Superwahljahr schossen die Werte in Sachen Wahlbeteiligung durch die Decke. Lieber Helge, es gilt nicht nur Gottvertrauen, sondern auch eine Portion Mut, auf die Mechanismen des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu bauen.

In der Wirtschaft gibt es eine nicht zu widerlegende Maxime: „Der Markt regelt das.“ Das gilt auch für eine freie Zivil-Gesellschaft, die jeden Tag aufs Neue darum kämpfen muss, dass das Joch staatlicher Reglementierungswut nicht die Luft zum atmen nimmt.

Herr Braun, Sie widersprechen sich selbst.

Werter Herr Braun, Sie wollen eine Impfpflicht, widersprechen sich bei Ihrer Begründung allerdings selbst. „Der bleibt Teil der Pandemie“, postulieren Sie. Richtig – das einzige „richtig“, das ich Ihnen zubillige. Und das wollen die wenigsten sein. Auch die meisten der (Noch-)Nichtgeimpften nicht.

Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, als die ersten Lockerungen gegen Ende des zweiten Lockdowns um Ostern herum in Kraft traten. Endlich wieder in die Stammkneipe. Meine Frau – systemrelevant – marschierte doppelt geimpft einfach über die Schwelle. Ich musste mich uff de Gass testen lassen. Warten in der Schlange. Nach 20 Minuten war die Hürde genommen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war für mich klar. Das brauche ich nicht noch einmal. Ein Erlebnis dieser Art hat gereicht. Ich bin mittlerweile zweimal geimpft. Und das ohne Pflicht.

Lieber Herr Braun, jeder kleine Kommunalpolitiker an der Front hat es begriffen, dass die Menschen mitgenommen werden müssen. Es gilt, sie gerade jetzt zu ermuntern und nicht zu verpflichten, sich impfen zu lassen. Der Ton macht die Musik. Wandeln Sie – so lange Sie noch dürfen – weiter in Ihrem Glaspalast in Berlin und schweigen bitte fortan. Und geben Sie endlich den Impfstoff für die Unter-18-Jährigen frei. Jedsd brauch isch moi Herztabledde … Foto. rw.

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